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18.07.2016 - In Berlin wurde diesen Vormittag das Spiel des Jahres gekürt: Codenames von Vlaada Chvátil, erschienen im Heidelberger Spieleverlag, holte den ersten Platz mit seinen kreativen Spionage-Wortassoziationen. Die Jury begründete ihre Wahl so: "Einer ersten Partie Codenames folgt oft die zweite. Dann die dritte, die vierte. Das Spiel mit Assoziationen übt einen Sog aus, dem sich kaum jemand entziehen kann. Möglichst viele Wörter mit einem Begriff zu umschreiben, ohne auf Wörter der Konkurrenz hinzuweisen – diese wiederkehrende Aufgabe ist wie ein Rätsel, das man unbedingt lösen möchte. Gute Varianten für zwei oder drei Spieler runden dieses Teamspiel ab. Wer gerne mit Sprache jongliert, wird Codenames lieben." Der tschechische Autor Chvátil, für den es die erste Ehrung mit dem roten Pöppel ist, sagte, seine Schöpfung sei immer nur so gut wie die Menschen, die sie spielten; wenn die Jury jetzt also sage, das Spiel sei großartig, bedeute dies auch, dass die Spieler großartig seien. Mit auf der Bühne war der zuständige Übersetzer, ein Berufsstand, der bei SdJ-Verleihungen eher selten im Rampenlicht steht; im Agenten-Smoking berichtete er, es sei eine Herausforderung gewesen, zu der tschechischen Vorlage Wörter zu finden, die im Deutschen gut funktionierten. Das Spiel wurde bislang in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Laut Heidelberger, einem Kleinverlag mit gerade mal vier Mitarbeitern (davon manche in Teilzeit), habe es sich schnell als Hit sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen, bei Gelegenheits- ebenso wie bei Vielspielern erwiesen. Außerdem nominiert waren das ägyptische Monumente-Bauspiel Imhotep von Phil Walker-Harding (Kosmos) und die Dschungel-Schatzjagd Karuba von Rüdiger Dorn (Haba).

Den Preis für das Kennerspiel des Jahres, das höhere Ansprüche an erfahrene Spieler stellt, vergab die Jury an Isle of Skye von Andreas Pelikan und Alexander Pfister (Verlag: Lookout). Die beiden hatten die Auszeichnung erst im vergangenen Jahr für Broom Service abgeräumt und verteidigten damit nun ihren Titel. Hier erklärten die Juroren ihre Entscheidung folgendermaßen: "Isle of Skye wirkt dank schlanker Regeln einfach, und doch ist es faszinierend herausfordernd. Wie im richtigen Leben brauchen die Spieler in diesem Lege- und Wirtschaftsspiel Erfahrung, um ihr Geld taktisch schlau zu verwalten und einzusetzen. Darüber hinaus überzeugt Isle of Skye mit einem flexiblen Wertungssystem, das in jeder Partie die Ziele neu definiert. Die elegante Verzahnung vieler innovativer Mechanismen und Ideen grenzt an Perfektion." Weitere Nominierte waren Pandemic Legacy - Season 1 von Matt Leacock und Rob Daviau (Z-Man Games / Asmodee), dessen Spielmaterial sich im Laufe einer Partie dauerhaft verändert, und T.I.M.E Stories, erschienen bei Space Cowboys / Asmodee, in dem Manuel Rozoy die Spieler auf eine Rätsel-Zeitreise in eine Pariser Nervenheilanstalt der 1920er Jahre schickt.

Nicht einmal bei der Spiel-des-Jahres-Zeremonie entkam man dem allgegenwärtigen Hype um das Jagd- und Sammel-Videospiel "Pokémon Go", denn Jurysprecher Bernhard Löhlein erzählte, die Juroren würden momentan immer wieder danach gefragt. Jetzt im Sommer gebe es zwar nichts Schöneres [als unter freiem Himmel mit dem Smartphone auf die Hatz nach digitalen Beutetieren zu gehen, d. Red.], doch wenn es kälter werde, spielten wieder alle das Spiel und Kennerspiel des Jahres. Der Jury-Vorsitzende Tom Felber fügte hinzu, dieses Jahr habe man so sehr gemerkt wie noch nie, dass "Gesellschafts"-Spiele und "Familien"-Spiele nicht immer unter einen Hut zu bringen seien; es seien aber "sechs unglaublich gute" Titel im Rennen gewesen, unter denen letztlich die besten den Sieg davongetragen hätten.

Als Kinderspiel des Jahres hatte die Jury schon vor einem Monat Stone Age Junior prämiert. Wie immer gibt es zudem in allen Sparten Empfehlungslisten.