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21.12.2016 - Im Spielehandel ist die Preisgestaltung gerade um Weihnachten herum zuweilen abenteuerlich - teils werden gerade die begehrtesten Hits verschleudert, denen Jurys den größten Spielwert attestiert haben. Eine Untersuchung des Onlineportals spielwiese.at macht jetzt deutlich, wie wichtig es beim Kauf im Netz sein kann, Preise zu vergleichen. Zwischen September und Dezember wurden die Verkaufspreise von 20 Gesellschaftsspielen bei 22 deutschen und österreichischen Onlinehändlern geprüft. Da Spiele anders als Bücher nicht preisgebunden sind, unterschieden sich am 12.12. der jeweils billigste und der teuerste Preis pro Titel im Schnitt um knapp 62 %. Den größten Preisunterschied ermittelte man bei zwei österreichischen Shops, die dasselbe Produkt mit einer Differenz von 149 % anboten: Während der Buchhändler Thalia Codenames, das aktuelle "Spiel des Jahres", mit 9,99 € um die Hälfte verbilligte, hob der Händler kuppitsch.at seinen Preispunkt um fast ein Drittel auf 24,90 € an. Alpenländler müssen hier offenbar besonders gut aufpassen, doch neben der Unübersichtlichkeit haben sie auch einen anderen Grund, sich zu ärgern: Laut des Vergleichs müssen Österreicher für dasselbe Spiel oft tiefer in die Tasche greifen als ihre Nachbarn im Norden; so habe Thalia von österreichischen Abnehmern über den gesamten Beobachtungszeitraum hinweg höhere Beträge verlangt als von Kunden seines deutschen Shops. "Zum Teil erheblich" seien die Preisunterschiede ebenso in den deutschen und österreichischen Shops von Weltbild und Toys"R"Us sowie der Otto-Gesellschaften Quelle und Universal gewesen, für gewöhnlich zu Lasten der Österreicher.

In gewissem Maße mögen die Differenzen den insgesamt höheren Verbraucherpreisen in Österreich gegenüber Deutschland geschuldet sein; die BRD liegt hier hauchdünn um 0,2 % unter dem EU-Mittel, Österreich 5,2 % darüber. Allerdings ist dieser Unterschied bei weitem nicht so ausgeprägt wie etwa der zur Schweiz (+ 63,3 %), Norwegen (+ 37,2 %) oder Dänemark (+ 36,8 %) und eignet sich daher nicht als Freibrief für hohe Kostenaufschläge.

Wie real die eingangs erwähnten Preisverrisse in der Branche sind, belegte Thalia damit, dass neben Codenames auch der "Kinderspiel des Jahres"-Gewinner Stone Age Junior und das "Kennerspiel des Jahres" Isle of Skye - die Titel, die potenziell am meisten Umsatz hereinspülen - um rund die Hälfte reduziert wurden. Größere Händler können sich dies in der Regel eher leisten als kleinere Wettbewerber und erhöhen so auf Letztere den Druck.

Für den besten Zeitpunkt, um vor Weihnachten Spiele zu kaufen, hält spielwiese.at übrigens den Anfang des Dezembers, wenn die Preisschlacht großer Onlineverkäufer bei den Bestsellern ihren Höhepunkt erreicht. Anschließend steigen die Preise wieder an; der Primus Amazon etwa verteuerte Spiele bis zum 19.12. um bis zu 45 %, konnte damit aber trotzdem mehrheitlich den niedrigsten Preis listen oder zumindest mit dem Tiefpreis von Konkurrenten gleichziehen. Den allgemein "billigsten" oder "teuersten" Shop gibt es nach Ansicht des spielwiese.at-Herausgebers Arno Miller dennoch nicht, weil die ständig fluktuierenden Preise dazu führten, dass Händler inklusive Amazon gleichzeitig einen Tiefst- und einen Höchstpreis im Sortiment hatten. Somit empfiehlt es sich, bei jedem Kauf neu zu vergleichen. In die Erhebung flossen außer den aufgeführten Titeln auch Dauerbrenner wie Catan oder Monopoly, Kinder- wie auch Familien- und "Live Escape"-Spiele, Karten- wie auch Brettspiele verschiedener Preisniveaus ein.