17.04.2020 - Auf seinem neu eingerichteten Blog veröffentlicht der tschechische Verlag Czech Games Edition (CGE) Beiträge, in denen internationale Partnerfirmen beschreiben, wie sie aktuell mit der Pandemie umgehen. Wie CGE-Chef Petr Murmak dort erzählt, habe sein Unternehmen den Bestseller Codenames ("Spiel des Jahres" 2016) in 42 Sprachen übersetzt und dadurch auf der ganzen Welt Vertriebspartner; als diese reihenweise begannen, in der Krise zur eigenen Situation und der der nationalen Brettspielmärkte zu berichten, habe man sich bei CGE gedacht, es wäre eine Verschwendung, die Infos nur intern zu verwerten. Also entschloss man sich, sie öffentlich in einem Blog zugänglich zu machen.

Unter den zwei Dutzend Antworten, die bis zum 6.4. bei CGE eingegangen waren, teilte etwa Bordpia aus Südkorea mit, durch die Nähe zu China sei das Thema schon zwei Monate früher relevant gewesen als in Europa oder den USA. Durch vorherige Simulationen und eine genaue Nachverfolgung Einreisender habe die südkoreanische Regierung die Lage unter Kontrolle. Trotz geschlossener Schulen und leerer Straßen gebe es keine Panik oder Hamsterkäufe, die Menschen vertrauten der Regierung und verhielten sich zueinander solidarisch.

Aus Skandinavien meldete Asmodee Nordics, dass bislang nur Schweden wenige Quarantäneregeln erlassen hätte, anders als Norwegen, Finnland und Dänemark, wo mehr Beschränkungen in Kraft getreten seien. Man hoffe jedoch auf baldige Lockerungen. Viele Asmodee-Beschäftige in Dänemark müssten zuhause bleiben, um auf ihre Kinder aufzupassen, doch Mitarbeiter erschienen auch am Arbeitsplatz, inklusive Lagerhaltung. Man nehme Waren an und verschicke sie an Kunden, wenn auch in geringerem Umfang als vorher. Eine gestiegene Nachfrage zeichne sich bei Familienspielen ab, wohl auch deshalb, weil viele Menschen jetzt eher mit der eigenen Familie als mit ihrem üblichen Freundeskreis spielten.

Hobby Japan stellte ebenfalls einen erhöhten Bedarf an Familienspielen fest, entschied sich aber, zunächst einen Monat lang keine neuen Spiele ins Programm zu nehmen. In der Logistik habe es im März keine Probleme gegeben, und auch die Hobbyläden hatten geöffnet, weshalb sich die Belastung durch die Pandemie in Grenzen hielten. Vielmehr seien die Spieleverkäufe im März gegenüber dem Vorjahresmonat um 50 % gewachsen. Ende März, als in den Großstädten die Corona-Fälle sprunghaft angestiegen seien, habe sich die Lage jedoch geändert; am 7.4. habe die Regierung den Notstand ausgerufen, woraufhin Kaufhäuser, größere Einzelhändler und Spieleläden für zunächst einen Monat geschlossen worden seien. Amazon und andere Onlineversender hätten Probleme, mit dem gestiegenen Ordervolumen Schritt zu halten, und könnten zeitweise Waren für den täglichen Bedarf Priorität einräumen. Ein anderer, nicht namentlich genannter CGE-Partner beklagte, dass sich die japanische Bevölkerung kaum an das "Social Distancing" halte, obwohl wie auch in anderen Ländern Masken und Handschuhe knapp seien.

Aus Spanien, einem der am härtesten vom Coronavirus betroffenen Länder Europas, zeichnete Devir das folgende Bild: Die Krise sei auf einen boomenden Spielemarkt getroffen, sodass die Umsätze im März davon noch nicht in Mitleidenschaft gezogen worden seien. Dann aber sei alles mit Ausnahme des Internethandels zum Stillstand gekommen. Zuvor hätten spanische Spieleverlage nur etwa ein Viertel ihrer Erlöse im Netz eingenommen; heute belaufe sich dieser Anteil auf 100 %, und der Online-Umsatz habe sich dadurch fast verdoppelt. Die Auswirkungen auf den stationären Vertrieb hält Devir für potenziell "verheerend", da sämtliche Ladengeschäfte außen vor blieben. Wie in anderen Nationen wurden auch in Spanien vor allem Familienspiele nachgefragt. In Spanien gebe es zwar heldenhaftes medizinisches Personal, eine mangelnde Vorbereitung durch die Politik ("wie Affen, die eine Schrotflinte bedienen") führe jedoch zur höchsten pro-Kopf-Todesrate weltweit. Wenn der für Spanien so wichtige Tourismus ausbleibe, komme man vielleicht auf die Idee, etwas anderes von Wert herzustellen als "Sonne und Sangria".
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On its newly established blog, publisher Czech Games Edition (CGE) publishes articles of international partner companies describing how they are currently dealing with the pandemic. As CGE boss Petr Murmak explains, his company had translated its bestseller Codenames ("Spiel des Jahres" 2016) into 42 languages, securing distribution partnerships all over the world; when distributors started reporting on their own situation and that of their respective board game markets in the crisis, CGE thought it would be a waste to use the information only internally. So they decided to make it publicly available in a blog.

Among the two dozen responses received by CGE by April 6th, Bordpia from South Korea said that the proximity to China meant that the topic had been relevant two months earlier than in Europe or the USA. The South Korean government had the situation under control thanks to previous simulations and a precise tracking of arrivals. Despite closed schools and empty streets, there was no panic or hoarding, people trusted the government and showed solidarity with each other.

From Scandinavia, Asmodee Nordics reported that so far only Sweden had adopted relatively few quarantine rules, unlike Norway, Finland and Denmark, where more restrictions had been put in place. One hoped, however, that the rules would be relaxed soon. Many Asmodee employees in Denmark had to stay at home to look after their children, but staff also showed up at work, including warehouse operations. Goods were being accepted and sent to customers, albeit in smaller quantities than before. Asmodee furthermore witnessed an increased demand for family games, probably because many people are now playing with their own family rather than with their usual circle of friends.

Hobby Japan noticed an increased demand for family games as well, but decided not to add any new games to its catalog for a month. There had been no logistical problems in March, and the hobby shops had also been open, so the burden caused by the pandemic was limited then. On the contrary, game sales in March had grown by 50 % compared to the same month of the previus year. However, the situation changed at the end of March, when Corona cases in the big cities skyrocketed, and on April 7th the government declared a state of emergency, closing department stores, major retailers and game shops for at least one month. Amazon and other online retailers were struggling to keep up with the increased volume of orders and might temporarily prioritise "essential" goods for daily needs. Another CGE partner, not mentioned by name, complained that the Japanese population hardly adhered to "social distancing" despite masks and gloves being in short supply, as in other countries.

From Spain, one of the European countries hit hardest by the virus, Devir drew the following picture: the crisis had encountered a booming games market, so that sales in March had not yet been affected. But then everything came to a standstill, with the exception of Internet trade. Previously, Spanish game publishers had only generated about a quarter of their revenues on the net; today this share was 100% and online revenues had almost doubled as a result. Devir considers the impact on stationary distribution to be potentially "devastating", as all retail outlets had been locked out. As in other nations, demand in Spain was mainly for family games. While Spain had heroic medical personnel, a lack of preparation by politicians ("like apes handling a shotgun") had led to the highest per capita death rate in the world. Without tourism, which is highly important to Spain, someone might have the idea "to produce something valuable instead of selling sun and sangria".