16.10.2020 – Inka und Markus Brand sind seit ein paar Jahren extrem gut beschäftigt als Spieleautoren. Ihre Exit-Spiele verkaufen sich weiter famos, sodass sie ständig neue Fälle entwickeln müssen. Ein bisschen Luft bleibt dem Autoren-Ehepaar aber trotzdem. Zum Beispiel für das von vielen sehnlichst erwartete Dice Charmers, die Roll-&-Write-Version ihres Erfolgtitels Rajas oft he Ganges. Und dann bieten die beiden noch etwas Kurioses in diesem Herbst, ein Spiel zum größten aller Silvesterklassiker: Dinner for One. Andreas Becker von der spielbox hat mit den beiden gesprochen.

Als Erstes möchte ich gern wissen: Wie kommt man denn auf die Idee, Dinner for One zu verbrettspielen?

Markus Brand: Die Idee kam von Ravensburger, sie haben uns angesprochen. Da ich bekennender Dinner for One-Fan bin, habe ich sofort gesagt, dass wir das machen. Inka musste ich allerdings erst noch überzeugen.

Was heißt Fan?

Markus Brand: Silvester wird das immer geguckt. Und wenn wir es im Fernsehen verpassen sollten, haben wir es notfalls auch auf DVD. Ich finde einfach die schauspielerische Leistung von Freddie Frinton grandios, wie er den immer betrunkeneren Butler spielt.

 

Wie nähert man sich einem Sketch denn für ein Spiel?

Markus Brand: Unser erster Ansatz war, dass sich die Spieler immer die richtige Reihenfolge merken müssen, also was müssen sie bei welcher der verdeckt ausliegenden Karten machen. Auf den Karten geht es zum Beispiel darum, die Trinksprüche der Gäste zum richtigen Zeitpunkt korrekt zu sagen und Miss Sophie zuzuprosten. Jede Runde kommt eine neue Karte dazu, es ist ein bisschen wie „Ich packe meinen Koffer“, es geht also auch darum, keinen Fehler zu machen, der von den anderen erkannt wird. Wichtig ist auch: Obwohl Miss Sophie, Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom dabei sind, spielen alle den Butler James.

Ein Tiger ist auch in der Schachtel.

Markus Brand: Genau. Denn man muss in dem Spiel im Uhrzeigersinn um den Tisch laufen. Dabei muss man immer wieder über den Tigerkopf hüpfen. So wird Runde für Runde durchgespielt. Wer einen Fehler macht und ertappt wird, bekommt einen Schwips-Chip. Zudem muss mit jedem der vier Gänge auch eine Flasche mehr auf unterschiedliche Arten bei jeder Aktion transportiert werden. Mit diesen Handicaps, die mich in meinen Bewegungen einschränken, wollten wir das Gefühl des Immer-betrunkener-Werdens reinbringen.

 

In der Spieler-Gemeinde wird aber natürlich ein ganz anderer Titel sehnlichst erwartet: Dice Charmers, die Roll-and-Write-Version von Rajas of the Ganges.

Inka Brand: Auch in dem Fall ist der Verlag an uns herangetreten und hat gefragt, ob wir uns vorstellen könnten, zu Rajas noch etwas zu entwickeln. Das Spiel ist immer noch sehr erfolgreich, und der Verlag sagte, dass auch immer mal wieder Spieler anfragen, ob dazu noch etwas komme. Also haben wir losgelegt, wobei uns der Verlag freigestellt hat, in welche Richtung es gehen soll. Wir sollten machen, worauf wir Lust haben. Dabei ist dann ein Roll & Write herausgekommen.

Was passt, schließlich spielen Würfel im großen Bruder auch eine große Rolle.

Inka Brand: Jeder, der Rajas kennt, wird das Spiel auch wiedererkennen, weil es zum Beispiel den Palast und den Fluss gibt. Trotzdem fühlt es sich schon anders an. Aber die Dice Charmers sind etwas einfacher und schneller als Rajas gespielt, in 30 bis 45 Minuten. Wobei es auch definitiv kein ein einfaches Würfelspiel ist.

Markus Brand: Auch die beiden gegenläufigen Siegpunktleisten sind wieder im Spiel. Allerdings haben die Würfel jetzt Motive, keine Augenzahlen mehr.

 

Die Würfel waren doch auch der Grund für die Verzögerung, oder?

Markus Brand: Die Würfel wurden in Asien produziert.

Inka Brand: Eigentlich sollten die Dice Charmers zur Berlin Con im Juli erscheinen. Aber wir sind froh, dass nun immerhin zum Herbst hin alles passt.