13.12.2024 - Die Spiele-Autoren-Zunft (SAZ) setzt sich schon länger dafür ein, Gesellschaftsspiele als Kulturgut in die Deutsche Nationalbibliothek aufnehmen zu lassen. Jetzt verlieh die SAZ diesem Wunsch mit einem offenen Brief an die Kulturstaatsministerin Claudia Roth Nachdruck, den wir hier im Wortlaut veröffentlichen.

"Sehr geehrte Frau Staatsministerin, wir, der Interessen- und Berufsverband der Spieleautor*innen, hadern mit dem absolut unzeitgemäßen Kulturverständnis der Deutschen Nationalbibliothek (DNB). So bezeichnet die DNB in ihren Sammelrichtlinien unter 2.1.1.9 analoge Spiele bzw. Brettspiele als „Akzidenzen, die lediglich dem privaten, häuslichen oder geselligen Leben dienen“ … und daher nicht zu sammeln seien. Unter Akzidenzen versteht man verlagsfreie Gelegenheitsdrucksachen wie Prospekte, Eintrittskarten, Speisekarten etc. – eine absolut abwertende Klassifizierung eines der ältesten Kulturgüter dieser Welt, das allein in Deutschland von fast 200 Spieleverlagen gepflegt wird. Über den DNB-Verwaltungsrat und den von ihnen verantworteten Etat der DNB haben Sie und Ihr Amt wesentlichen Einfluss auf diese Institution. Bitte sorgen Sie dafür, dass diese Abwertung von analogen Spielen durch die Deutsche Nationalbibliothek endlich beendet wird! Die Spiele-Autoren-Zunft (SAZ) setzt sich seit langem dafür ein, dass analoge Spiele auch in den Sammlungsbestand und Katalog der DNB aufgenommen werden – ersatzweise in ein gleichermaßen gefördertes Spielearchiv. Damit sollen diese Medienwerke gesammelt, inventarisiert und bewahrt sowie für die Allgemeinheit und Forschung nutzbar gemacht werden. Dieses Kulturgut mit seinen die kognitiven, sozialen sowie Demokratie fördernden Fähigkeiten benötigt endlich die Anerkennung, die seiner gesellschaftlichen Bedeutung entspricht!

 

 

Außerdem kann der Rechtsanspruch auf die Bibliothekstantieme für die Urheber und Verlage von analogen Spielen nach §§ 27 und 63.a (3) UrhG nur gewährleistet werden, wenn analoge Spiele umfassend in [einer] öffentlich anerkannten Datenbank erfasst sind. Dies ist mangels fehlender Pflichtabgabe an ein festzulegendes Archiv und einer daraus resultierender Datengrundlage derzeit nur zu einem sehr geringen Prozentsatz der Fall. Gleichzeitig haben sich die Ausleihen in Öffentlichen Bibliotheken von 2020 bis 2024 auf über fünf Millionen Spiele verdoppelt. Es besteht also dringender Handlungsbedarf für eine Gleichstellung der Autor*innen und Verlage der analogen Spiele mit denen der Buchbranche und anderen Medien. Wir hoffen, dass der nächste Deutsche Bundestag dafür endlich die gesetzlichen und finanziellen Voraussetzungen schafft."
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The game designers' association Spiele-Autoren-Zunft (SAZ) has long been championing for board games to be included in the German National Library as a cultural asset. Now the SAZ has emphasized this wish with an open letter to the Federal Government Commissioner for Culture and the Media, Claudia Roth, which we are publishing here in full:

“Dear Minister of State, we, the interest and professional association of game designers, are struggling with the completely outdated cultural understanding of the German National Library (DNB). In its collection guidelines under 2.1.1.9, the DNB refers to analog games and board games as “accessories that serve only private, domestic or social life” ... and are therefore not collectible. The term “Akzidenzen” refers to non-published occasional printed matter such as brochures, admission tickets, menus, etc. - an absolutely derogatory classification of one of the oldest cultural assets in the world, which is cultivated by almost 200 game publishers in Germany alone. Through the DNB administrative board and the DNB budget for which you are responsible, you and your office have a significant influence on this institution. Please ensure that this devaluation of analog games by the German National Library is finally brought to an end! The Spiele-Autoren-Zunft (SAZ) has long been campaigning for analog games to be included in the DNB's collection and catalog - or as a substitute in an equally funded games archive. The aim is to collect, inventory and preserve these media works and make them available to the general public and researchers. This cultural asset with its cognitive, social and democracy-promoting abilities finally needs the recognition that corresponds to its social significance!

Furthermore, the legal entitlement to the library royalty for authors and publishers of analog games pursuant to Sections 27 and 63.a (3) UrhG can only be guaranteed if analog games are comprehensively recorded in a publicly recognized database. This currently only applies to a very small percentage of cases due to the lack of a mandatory submission to a defined archive and the resulting data basis. At the same time, the number of games borrowed from public libraries doubled between 2020 and 2024 to over five million. There is therefore an urgent need for action to put the authors and publishers of analog games on an equal footing with those in the book industry and other media. We hope that the next German Bundestag will finally create the legal and financial conditions for this.”