16.07.2023 - Knapp zwei Monate nach den Nominierungen wurden heute Abend in Berlin die Preisträger des Spiel, Kinder- und Kennerspiel des Jahres prämiert. Als Kinderspiel des Jahres zeichnete die Jury Mysterium Kids von Antonin Boccara und Yves Hirschfeld aus, veröffentlicht bei Libellud, Space Cow und Asmodee. Einzigartig ist bei dieser Kinderspiel-Variante von Mysterium, dass hier verschiedenste Objekte mit einem Tamburin imitiert werden, mal durch sanftes Streichen oder mal durch lautes Schlagen des Instruments. Auch die Autoren verschafften ihren Dankeswünschen auf der Bühne mit spontanem Tamburin-Einsatz Gehör. Die Jury kommentierte: "Das Tambourin fasziniert die Kinder sofort. Kombiniert mit der Herausforderung, passende Geräusche zu erzeugen und dem genauen Zuhören, entsteht eine einzigartige Atmosphäre. Wenn die Spieler:innen dann noch gemeinsam herausfinden, welcher der gesuchte Gegenstand war, ist die Freude groß. Mysterium Kids überzeugt mit einer spannenden Aufgabe und einzigartigem Spielmaterial."

 

 

Weitere Nominierungen hatten in dieser Kategorie Gigamon von Johann Roussel und Karim Aouidad (Verlag: Studio H / Mirakulus) und Carla Caramel von Sara Zarian (Loki) geholt. Jury-Koordinator Christoph Schlewinski sagte zum aktuellen Kinderspiele-Jahrgang, mit rund 80 Spielen seien als Spätfolge der Pandemie noch immer relativ wenige Titel im Rennen gewesen, er hoffe aber, dass das Teilnehmerfeld künftig wieder dreistellig werde. Ohne Beiräte u.a. aus der Grundschulpädagogik hätte man die Jury-Arbeit nicht geschafft.

Wie schon im Mai bekannt gegeben, erhielten die Rätsel-Abenteuerreihe Unlock! und die Kinderspiel-Variante Unlock! Kids u.a. von Cyril Demaegd (Space Cow / Asmodee) einen Kinderspiele-Sonderpreis. Mysterium und Pandemie waren Spiele, die den Autoren sehr gut gefielen und sich dadurch als Inspirationen für Unlock!-Inhalte empfahlen; erleichtert wurde dies durch den Umstand, dass auch diese Titel alle zum Dachverlag Asmodee gehören.

An erfahrene Spieler, die mit komplexeren Regeln zurechtkommen, richtet sich der graue "Kennerspiel des Jahres"-Pöppel. Hier setzte sich diesmal Challengers! von Johannes Krenner und Markus Slawitscheck durch, das sich "Autobattle"- und "Capture the Flag"-Mechaniken aus Computerspielen lieh, erschienen bei Z-Man Games / Asmodee. Die Jury dazu: "Challengers! bietet ein neues, frisches Konzept, das den Spieleabend zum Event werden lässt – spannend und turbulent bis zum letzten Duell zwischen den beiden Besten. Vor allem große Gruppen haben Spaß an der aufgeladenen Turnier-Atmosphäre, die durch die immer wieder neu zusammengesetzten Einzelfehden entsteht. Die Vielfalt der Kombinationsmöglichkeiten machen die Challenge zu einem Vergnügen von hohem Wiederspielreiz."

 

 

Das Nachsehen hatten die ebenfalls nominierten Kennerspiele Iki von Koota Yamada (Giant Roc / Sorry We Are French) und Planet Unknown von Ryan Lambert und Adam Rehberg (Strohmann Games / Adam’s Apple Games). Der Jury-Vorsitzende Harald Schrapers sieht als Konkurrenz der Brettspiele nicht Videospiele oder Netflix, sondern Freibad, Konzert und andere gemeinschaftliche Erlebnisse; nach seiner Auffassung sollte das Spielen als Kulturgut mehr in der Öffentlichkeit (Kulturzentren, Cafés etc.) stattfinden, als gemeinsames Erlebnis, das jedes Mal anders ablaufe. Als Gast erzählte der Ukrainer Mykhailo Maliutenko, dass sich ukrainische Verlage mehr als je zuvor bemühen, Spiele von der Wahrnehmung als Kinderspielzeug zu einem ähnlichen Status wie in anderen europäischen Ländern zu erheben; wie er weiter betonte, trügen Brettspiele selbst im Krieg dazu bei, die mentale Gesundheit der Menschen zu stärken.

Am Ende der über eineinhalbstündigen Zeremonie wurde schließlich der Hauptpreis vergeben. Als Spiel des Jahres 2023 mit Relevanz für die breiteste Zielgruppe darf sich Dorfromantik von Michael Palm und Lukas Zach rühmen, erschienen bei Pegasus Spiele. Die Adaption des gleichnamigen Videospiels ist laut Jurysprecher Bernhard Löhlein ein "Wohlfühlspiel für alle". Die komplette Jurybegründung: "Dorfromantik nimmt den Druck aus dem Alltag. Das kooperative Wohlfühlspiel steckt von Partie zu Partie neue, spannende Ziele, aber verlieren kann man nie. Gut lösbare Aufgaben werden nach und nach um kniffligere ergänzt, aber alle liegen in der Komfortzone. Bei der gemeinsamen Puzzelei hat mal der eine, mal die andere die beste Idee. Die Kampagne lockt zu neuen Partien – und so schnell, wie das Spiel erklärt ist, findet man dafür auch neue Mitspieler:innen." Lukas Zach erzählte, er habe selbst an einem Hexfeld-Spiel gearbeitet, als er auf die Nominierung des "kleinen" Bewerbers Dorfromantik für den Deutschen Computerspielpreis aufmerksam wurde; weil die Idee so eine optimale Passform für ein Brettspiel gehabt habe, habe er den Verlag gefragt, ob er die dazugehörige Lizenz besorgen könne.

 

 

Dorfromantik verwies die ebenfalls Nominierten Fun Facts von Kasper Lapp (Repos Productions) und Next Station London von Matthew Dunstan (HCM Kinzel) auf die Plätze. Den Gewinner enthüllte Holger Siebnich, der einst in der Fernsehsendung "Wetten, dass?" Brettspiele am Geräusch des Ausschüttens ihres Materials erkannte.

Vor 40 Jahren, 1983, gewann den Preis Scotland Yard, zu dem als Rückblick ein kurzer Einspieler zu sehen war. Laut dem SdJ-Gründungsmitglied Jochen Corts sei dieses Spiel damals etwas völlig Neuartiges gewesen; Ravensburger wollte zum 100. Verlagsjubiläum ein wirklich außerordentliches Spiel veröffentlichen, und Scotland Yard als "Räuber und Gendarm", bei dem alle gegen einen antreten, sei auch heute noch ein gutes Spiel.

Noch vor Beginn der Veranstaltung gedachte ein Video des am 1.4. verstorbenen Catan-Schöpfers Klaus Teuber. Durch die Verleihung führten die Jurymitglieder Maren Hoffman und Manuel Fritsch. Das ganze Ereignis ist auf YouTube zu sehen. (th)

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Roughly two months after the nominations, the winners of Spiel, Kinderspiel and Kennerspiel des Jahres were announced in Berlin. The jury awarded the Kinderspiel des Jahres (children's game of the year) to Mysterium Kids by Antonin Boccara and Yves Hirschfeld, published by Libellud, Space Cow and Asmodee. A unique feature of this children's version of Mysterium is that it requires a wide variety of objects to be imitated with a tambourine, sometimes by gently stroking or sometimes by loudly beating the instrument. The authors also made their thanks heard on stage by spontaneously playing the tambourine. The jury commented: "Children will be immediately fascinated by the tambourine and – combined with the challenge of creating the right noises and careful listening – a unique atmosphere is created. If players can co-operate and successfully identify which object they are looking for, they are rewarded with a huge sense of joy and achievement. The exciting tasks and unique components make Mysterium Kids a real success."

Other nominees in this category were Gigamon by Johann Roussel and Karim Aouidad (publishers: Studio H / Mirakulus) and Carla Caramel by Sara Zarian (Loki). Jury coordinator Christoph Schlewinski said of the current year's children's games that, with just around 80 titles, there were still relatively few contenders as a late consequence of the pandemic, but that he hoped the field of participants would once again reach three figures in the future. Without advisory members including primary school educators, the jury work would not have been possible.

As already announced in May, the puzzle adventure series Unlock! and the children's game variant Unlock! Kids by Cyril Demaegd and other designers (Space Cow / Asmodee) received a special children's game prize. Mysterium and Pandemic were games the authors liked very much and thus recommended themselves as inspirations for Unlock! content; this was made easier by the fact that these titles are also under the umbrella of publisher Asmodee.

The gray Kennerspiel des Jahres (connoisseur's game of the year) trophy is aimed at experienced players who can cope with more complex rules. This time, Challengers! by Johannes Krenner and Markus Slawitscheck came out on top, borrowing "autobattle" and "capture the flag" mechanics from computer games, published by Z-Man Games / Asmodee. The jury: "Challengers offers a new, fresh concept that turns games night into an exciting and action-packed event, all the way through to the final duel between the two best players. Large groups in particular will enjoy the charged tournament atmosphere, created as players continuously take on new foes and personal rivalries grow. The variety of possible combinations makes this challenge a real pleasure, with a high level of replayability."

The winner beat two other nominated connoisseur games, Iki by Koota Yamada (Giant Roc / Sorry We Are French) and Planet Unknown by Ryan Lambert and Adam Rehberg (Strohmann Games / Adam's Apple Games). As direct competition of board games, jury chairman Harald Schrapers doesn't consider video games or Netflix, but rather open-air swimming, concerts and other communal experiences; according to him, playing as a cultural asset should take place in public (cultural centers, cafés, etc.) more often, as a shared experience that happens differently every time. As a guest, Ukrainian Mykhailo Maliutenko told the audience that Ukrainian publishers are trying harder than ever to elevate games from being perceived as children's toys to a status similar to that in other European countries; as he further pointed out, even in wartime, board games helped strengthen people's mental health.

At the end of the ceremony, which lasted over one and a half hours, the main prize was awarded. Dorfromantik by Michael Palm and Lukas Zach, published by Pegasus Spiele, can boast of being the Spiel des Jahres 2023 with relevance for the broadest target group. According to jury spokesman Bernhard Löhlein, the adaptation of the video game of the same name is a "feel-good game for everyone." The complete jury statement: "Dorfromantik takes the pressure out of everyday life. This co-operative, feel-good game presents new and exciting goals each time you play but there’s no danger of losing. Easily solved objectives are slowly replaced by trickier ones but nothing takes you out of your comfort zone. Working as a group to solve a puzzle means that everyone gets a chance to come up with the best idea. The campaign encourages you to play another game – and you can find new players in the time it takes to explain the rules." Lukas Zach said that he had been working on a hex field game himself when he became aware of the nomination of the "small" applicant Dorfromantik for the German Computer Game Award; because the idea was such an ideal fit for a board game, he asked the publisher if they could get the corresponding license.

Dorfromantik was victorious over Fun Facts by Kasper Lapp (Repos Productions) and Next Station London by Matthew Dunstan (HCM Kinzel), who were also nominated. The winner was revealed by Holger Siebnich, who on the TV show "Wetten, dass?" had once recognized board games by the sound of their material being emptied out on the table.

Forty years ago, in 1983, the prize was won by Scotland Yard, shown in a short retrospective video. According to SdJ founding member Jochen Corts, this game was something completely new at the time; Ravensburger wanted to publish a truly extraordinary game for the company's 100th anniversary, and Scotland Yard with a "cops and robbers" theme where everyone competes against one was still a good game today.

Before the event began, a video commemorated Catan creator Klaus Teuber, who passed away on April 1. Jury members Maren Hoffman and Manuel Fritsch led through the ceremony. The whole event can be seen on YouTube