28.10.2016 - Von allzu großer Harmonie ist das Verhältnis zwischen Ferdinand de Cassan, Organisator des für 2016 abgesagten Wiener Spielefestes, und Reed Exhibitions, dem Veranstalter der neuen spielespass, nicht geprägt. Die Industrie hatte das Spielefest mit pekuniärem Liebesentzug zur Pause gezwungen und stattdessen mit einer großen Messegesellschaft ein neues Ereignis aus der Taufe gehoben, die spielespass. Dass diese jetzt als "Spielefestival" beworben wird, ist de Cassan wohl auch aus diesem Grund ein Dorn im Auge, soll sie damit doch nach Ansicht des verdienstvollen Spiele-Urgesteins unberechtigt die 31-jährige Tradition des Wiener Spielefestes vor den eigenen Karren spannen. Reed hatte eindeutig von einem "Umzug" der "traditionsreichen Veranstaltung" in die Messe Wien gesprochen - offenbar, ohne das mit deren Initiator abzuklären. Wie de Cassan betont, sei der Begriff "Spielefest" eine eingetragene Marke und dürfe nicht zur gewerblichen Werbung genutzt werden, weshalb Reed von einem "traditionellen Spielefestival" spreche. Da außerhalb Wiens nach wie vor zehn Spielefeste stattfänden, gebe es auch keine Ursache, für das Spielefest von einem "Neustart", einer "Version 2.0" oder - wie Reed - von einem "Jungbrunnen" zu "träumen", was nach de Cassans Meinung ohnehin nur Unbeteiligten einfalle. Wer eine neue Veranstaltung ankündige, sollte nicht davon ausgehen, die 31-jährige Tradition des Spielefestes "einfach übernehmen" zu dürfen und können. Ein Unterschied, mit dem sich die "echten" Spielefeste von anderen österreichischen Spieleschauen abheben wollen, ist, dass sie alle Spiele zum Ausprobieren anbieten, nicht nur die der vertretenen Verlage.

Trotz des ausgefallenen Spielefestes muss Wien dieses Jahr nicht auf ein Event unter vertrauter Führung verzichten: Bereits vor der spielespass läuft am Wochenende des 12.-13.11. in etwas kleinerem Rahmen die "AustriaCON" im MGC Wien und transplantiert damit gewissermaßen des Herz des bisherigen Spielefestes mit unzähligen Spielen zum Antesten an einen neuen Ort. Rund 46 Verlage treten als Partner auf. Die Zahl der Sitzplätze von 1.000 soll auf der Folgeveranstaltung wachsen, sofern dieses Mal genug Besucher kommen. Vom Samstag um 18 Uhr bis zum Sonntag um 9 Uhr morgens feiert die Messe mit einer "langen Nacht der Spiele" durch, zu deren nokturnen Attraktionen man sich vorher anmelden muss. Anlässlich des 40. Jubiläums der österreichischen Spieleförderungsgesellschaft spielen.at werden täglich um 16.30 Uhr Spiele verlost. Der Eintritt zur AustriaCON kostet 5 €. Kaufen muss vor Ort sonst niemand etwas und kann auch seine eigene Verpflegung mitbringen; wer möchte, kann allerdings Geld für einen guten Zweck spenden und erhält als Dankeschön das Gewinnerspiel des nationalen Autorenwettbewerbs, einen Leitfaden für Spieleerfinder, eine Ausgabe der Spielezeitschrift "WIN" oder das aktuelle Handbuch "Spiel für Spiel".